Positive Kommunikation - Über Missverständnisse und wie Kommunikation mit Kindern gelingen kann

Kommunikation existiert schon viele Jahrhunderte. Wahrscheinlich schon seit Entstehung unserer Welt. Denn Kommunikation findet nicht nur durch Sprache statt, sondern zum Beispiel auch durch Schwingungen.

Unser hauptsächliches Kommunikationsmittel ist unsere Sprache. Sie entwickelt sich ständig weiter. Und es gibt sie in vielen Variationen. Egal ob gesprochen oder in Schrift, überall begegnet sie uns. Sie ist hochkomplex, verbindet Laute zu Silben und zu Worten. Diese aneinandergereihten Worte ergeben Sätze und wir vermitteln dadurch unsere bildlichen Vorstellungen, Gedanken und Gefühle. Das erlernen der Muttersprache ist übrigens mit das schwierigste das wir jemals im Leben erlernen werden.

Auch Gestik, Mimik, Melodie sind Bestandteile der zwischenmenschlichen Ausdrucksweise und nicht ganz unwesentlich in einer gelingenden Kommunikation.

Sprache verbindet - Liebevoll geflüsterte Botschaften, mitfühlende Worte schaffen ein Band zwischen uns.

Genauso kann sie uns aber auch trennen. Jeder von uns kennt wahrscheinlich das Gefühl, dass ein gesprochenes Wort in uns Gefühle wie z.B. Kränkung, Zorn, Enttäuschung hervorruft. Wir haben dann vielleicht das Gefühl das wir nicht verstanden werden, oder uns nicht gesehen fühlen, oder fühlen uns angegriffen.


Achtsame & bewusste Kommunikation

Vor allem im Familienalltag, wenn ganz unterschiedliche Menschen miteinander zusammen leben, sind Konflikte durch Missverständnisse nicht selten und es lohnt sich, aus meiner Erfahrung, sich für eine achtsame & bewusste Kommunikation zu öffnen.


Für mich gibt es drei wesentliche Aspekte die Missverständnisse hervorrufen können und die wir in einem Dialog mit unserem Kind immer wieder im Blick haben können, wenn wir uns verstanden fühlen wollen und auch unser Kind richtig verstehen wollen:

 

1. Fehlende Aufmerksamkeit – von mir, oder meinem Gegenüber

2. Meine Botschaft kommt nicht klar an

3. Die Botschaft meines Gegenübers kommt bei mir nicht „richtig“ an

 

 
 
 
 
 

 „Ich sehe dich“ – weshalb Aufmerksamkeit so wichtig ist

Einladung zum Perspektivwechsel:

Mist...schon so spät...Ich laufe am Kinderzimmer vorbei, nehme schnell noch die Tasche für den Kindergarten und rufe ins Kinderzimmer „Komm schnell, wir müssen dann los“...in der Küche lege ich die Vesperdose in den Rucksack und rufe nochmal, diesmal lauter „Mensch, jetzt komm doch bitte endlich mal. Wir kommen sonst zu spät“...Ich laufe in den Flur, komme am Kinderzimmer vorbei, sehe dich auf dem Fußboden sitzend wie du in aller Seelenruhe spielst und augenscheinlich gar nicht daran denkst jetzt meiner Aufforderung nachzukommen... In mir brodelt es, ich merke wie mein Puls steigt, mein Kopf rot wird und ich kann es gar nicht aufhalten, da fange ich an zu schimpfen und zu meckern „Das kann ja wohl echt nicht dein Ernst sein! Wie oft soll ich dir denn bitte schön sagen, dass wir los müssen und wir uns beeilen müssen? Kannst du einfach mal das machen, was ich dir sage? Nee...natürlich nicht. Es ist ja auch viel wichtiger JETZT noch spielen zu müssen. Aber dann kommen wir halt zu spät und du verpasst den Anfang vom Morgenkreis. Selber schuld!“

 

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Es ist ein schöner Morgen. Ich sitze gerade in meinem Zimmer und spiele mit meinem Puzzlebuch, dass ich von meiner Lieblingstante bekommen habe. Ich mag sie wirklich sehr. Weil sie auch immer mit mir spielt, wenn sie da ist. Ich höre wie Mama schnell hin und her läuft und irgendwas ruft. Ich weiß aber nicht was, weil ich so versunken bin. Sie wird bestimmt zu mir kommen, wenn sie etwas von mir möchte. Das macht sie immer.

Plötzlich steht Mama in meiner Zimmertür. Sie sieht irgendwie beängstigend aus, so hoch oben, über mir. Und sie spricht ganz laut und schnell. Ihr Kopf ist rot. Ich fühle mich sehr unwohl und schlecht. Und weiß gar nicht, was los ist...oder was ich falsch gemacht habe...ich merke die Tränen die aufsteigen und einen dicken Kloß im Hals... Bis gerade war doch alles noch in Ordnung...ich wollte doch Mama nicht unglücklich machen...

 

 
 
 

Vielleicht kennst du solch eine Situation, oder eine ähnliche aus deinem Alltag? Ich bezwecke damit nicht ein schlechtes Gewissen hervorzurufen, sondern ich mag dich von Herzen dazu einladen, die Perspektive dieses Kindes einzunehmen. Vielleicht kannst du gut nachfühlen wie es ihm geht.

Immer wieder passiert uns Eltern nämlich genau das in (für uns) stressigen Situationen. Wir erwarten, dass unser Kind reagiert und unserer Aufforderung nachkommt. Vergewissern uns aber gar nicht ob unser Kind gerade aufnahmebereit und kooperativ mit uns zusammen arbeiten kann. Daraus entstehen dann Konflikte die so vielleicht gar nicht sein müssten.

 

Wie können wir also für Aufmerksamkeit sorgen?


Indem wir eine emotionale Verbindung herstellen und diese auch halten. Kinder die zum Beispiel gerade im Spiel versunken sind, hören uns tatsächlich nicht, weil sie im Hier und Jetzt leben und sich im „Flow“ befinden. Deshalb ist es wichtig Kontakt aufzunehmen. Berühren. Auf Augenhöhe gehen. Warten. Ansprechen. Fragen: „Bist du bereit mir zuzuhören?“ Vorab ist es evtl. gut sich selbst kurz zu regulieren, um die nötige Geduld und Achtsamkeit aufbringen zu können – tief durchatmen, Stress los lassen.

Unser Kind bekommt dadurch die nötige Zeit die es braucht um sich auf uns einstellen zu können und fühlt sich außerdem gesehen indem was es tut und wertvoll als Mensch.
Das bedeutet nicht, dass es nicht wichtig ist, wenn du pünktlich los willst. Doch ich glaube wir dürfen uns immer wieder bewusst fragen, was jetzt wirklich wichtig ist und was wir unserem Kind jetzt mitgeben wollen.

Klar, authentisch & bewusst kommunizieren

Wenn wir dafür gesorgt haben, dass unser Kind uns auch wirklich zuhört und aufnahmebereit ist, ist es im nächsten Schritt wichtig, dass wir die Worte finden die auch wirklich ankommen. Ich sage gern „weniger ist mehr“ dafür darf ich klar, authentisch und bewusst sagen was ich will oder brauche. Da unsere Kinder auf der emotionalen Ebene sehr viel besser zu erreichen sind, macht es wirklich Sinn auch emotionale Botschaften zu senden. Für das obige Beispiel könnte das so aussehen: „Ich sehe du spielst noch“ „Das macht bestimmt Spaß“ „Trotzdem ist es jetzt Zeit, dass wir uns anziehen und los gehen. Weil mir Pünktlichkeit wichtig ist.“

In diesen Sätzen haben wir einfach nur die Beobachtung ausgesprochen (ohne zu bewerten), ein wahrscheinliches Gefühl berührt und ausgesprochen für was es jetzt Zeit ist und warum. Das bedeutet nicht, dass sich ein Kind dann immer sofort darauf einlassen kann – das sind ja keine „Zaubersätze“ die ein erwünschtes Verhalten hervorbringen sollen. Es geht vielmehr darum, uns für das öffnen zu können was auch unserem Kind wichtig sein könnte und in einer Verbindung zueinander Abläufe gestalten zu können.


Ich verstehe dich – Botschaften mit dem Herz empfangen

Vielleicht reagiert unser Kind, obwohl wir Schritt 1 & 2 gegangen sind und auch eine offene, wertschätzende Haltung mitgebracht haben, anders als wir es uns wünschen würden. Das ist mit das schwierige an der Kommunikation. Das wir nicht immer vorhersagen können, wie unser Gegenüber reagiert. Wie denn auch. Wir sind ja nicht unser Gegenüber ;-)

Für unser Kind kann diese Äußerung „Ich will jetzt los“ ganz unterschiedliche Gefühle hervorrufen. Freude, dass es nun los geht. Trauer, weil der Abschied naht. Frust, weil es noch etwas zu Ende bringen will... Mit Freude können wir in diesem Fall wahrscheinlich gut umgehen, denn wir kommen ja los. Und was wenn unser Kind anfängt zu weinen, wütend zu werden, weg zu laufen?

Dann macht es Sinn, dass wir das Verhalten als ein Signal verstehen. Ein Signal für ein Bedürfnis, dass gerade nicht erfüllt ist.

Für mich war diese Erkenntnis aus der gewaltfreien Kommunikation & der Bindungsorientieren Pädagogik ein echter „Game-changer“ um Verhalten anders als bisher interpretieren zu können. Dabei geht man immer davon aus, dass hinter jedem Verhalten ein erfülltes oder unerfülltes Bedürfnis liegt. Dies ruft ein Gefühl in uns hervor und aus diesem Gefühl handeln wir dann. Beobachte dich gerne selbst einmal wenn du hungrig bist, dringend aufs Klo muss, oder du dich unverstanden fühlst.

Und mit dieser Haltung können wir das Verhalten und die Gefühle unseres Gegenübers (nicht nur bei unserem Kind) aus einem anderen Blickwinkel betrachten und wahrscheinlich auch immer wieder darauf anders reagieren. Diese Haltung lässt uns offener und unvoreingenommener handeln, denn wir verstehen dann, dass die Reaktion nichts mit uns persönlich zu tun hat. Unser Kind will uns nicht „austesten“, unser Partner nicht provozieren.
Das bedeutet natürlich auch im Umkehrschluss: wenn du das Gefühl hast dich verteidigen zu müssen, oder im „Angriffsmodus“ auf dein Kind reagierst, dass dann ein Bedürfnis in dir nicht erfüllt ist. Und deshalb ist wahrscheinlich der wichtigste Aspekt für eine gelungene, verbindende Kommunikation:

„Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Und du selbst bist die Veränderung für diese, deine Welt“


Ich bin davon überzeugt das ein achtsamerer Umgang mit uns, zu einer achtsameren Kommunikation mit anderen beiträgt. Und diese uns viel eher erreicht, als Worte die uns gedankenlos entgegen sprudeln. Es geht auch nicht darum immer möglichst bedacht zu sprechen und nur ja kein falsches Wort zu sagen. Oder das nie wieder Konflikte entstehen dürfen.

Unser Alltag mit Kindern ist laut und hektisch und manchmal durchzogen von genervten Blicken oder Kommentaren. Das ist dann eben so. Dafür brauchen wir uns nicht zu schämen, oder zu verkriechen.

Meist wurde uns diese Form & Haltung  der Kommunikation nicht in die Wiege gelegt und es braucht Übung und ein sich immer wieder darauf einlassen.

Mit diesem Beitrag mag ich dich dazu einladen den Blick auf das zu lenken, was uns tagtäglich im kleinen und großen miteinander verbindet. Und vielleicht auch immer mehr das zu hören, was nicht gesagt wird. Sondern uns im Herzen berührt.


Dieser Blogbeitrag ist von unserer Mama Time Out Expertin und Prozessbegleiterin Maria Abel.

Wenn dir ihr Beitrag gefallen hat kannst du hier noch mehr über sie und ihre Arbeit erfahren.

 
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Maria Abel

Prozessbegleiterin & Expertin bei Mama Time Out

 

Wer bist Du und was machst Du?

Ich bin Maria. Mensch, Frau, Ehefrau und Mutter von zwei Söhnen. Ich begleite und berate Eltern, vorwiegend Mama´s, auf ihrem Weg immer mehr Verbindung und Beziehung in ihren Alltag zu integrieren. Zum einen zu sich selbst und auch zu ihrem Kind/ihren Kindern und auch zum/zur Partner*in. Meine Vision – einen Teil dazu beitragen zu können, dass wir als Eltern unsere eigenen emotionalen Verletzungen, Verhaltens- und Glaubensmuster  immer mehr loslassen können, um dann aus unserem authentischen, bewussten Handeln die Kindheit unserer Kinder leichter, verständnisvoller, klarer, friedvoller gestalten & begleiten zu können.

 

Wie bist Du auf die Idee gekommen dich als Coach für Mütter selbständig zu machen?

Mein eigenes Mama-sein hat mir aufgezeigt wie wenig ich mich manchmal selbst verstehe, meine Bedürfnisse gar nicht kenne, teilweise mich selbst übergehe und wie wenig ich auch über meine Kinder und ihre Bedürfnisse weiß. Ich habe mich zum Teil richtig getrennt von mir & meinen Kindern gefühlt. Wobei ich als Gesundheits- Kinderkrankenschwester in der allgemeinen Entwicklungsphysiologie gut ausgebildet war. Doch etwas ganz wichtiges hat gefehlt. Und das war das Wissen um die emotionalen Entwicklungsvorgänge.

Wie wir geprägt sind und geprägt werden. Wie wir Beziehungen gestalten und wie wichtig die Ver-Bindung für uns Menschen ist. In den ersten Jahren gab es viele herausfordernde Situationen, Machtkämpfe und auch Tränen, weil ich mich immer wieder überfordert & hilflos gefühlt habe und es eigentlich anders machen wollte. Ich habe mich dann auf den Weg gemacht herauszufinden warum ich mich so verhalte wie ich mich verhalte und was meine Kinder bewegt & beschäftigt.

Durch das was ich dann in den anschließenden Ausbildungen lernen durfte, durfte immer mehr Klarheit, Verständnis und Verbindung in unseren Familienalltag einfließen. Dieses, für mich mittlerweile existenzielle, Wissen gebe ich nun in meinem „Verbindungsraum“ weiter.

 

Was dürfen Mütter von DIR erwarten?

Unvoreingenommenheit, Bewertungsfreiheit, Empathie, Wertschätzung, Wärme & Nähe für all die Themen die uns bewegen.

Verständnis für kindliches und auch elterliches Verhalten

Mein (stetig wachsendes) Expertinnenwissen

Impulse & Ideen für den Familienalltag

Ich verstehe mich als Wegbegleiterin für Eltern. Ich glaube, dass wir bereits schon ganz viel Wissen & Ressourcen in uns tragen, diese aber durch eigene, destruktive (Kindheits-)erfahrungen verdeckt werden. Durch kleine Impulse, einen Perspektivwechsel, einen Raum zum fühlen & verstehen kann dieses Wissen und Ressourcen wieder aufgedeckt werden und sind dann im Alltag für uns verfügbar. Ich biete immer wieder ein Buffet an Möglichkeiten an. Denn die eine, richtige Lösung gibt es für Beziehungen nicht.

 

Welche unterschiedlichen Formate bietest du momentan an und was ist dein Herzensthema?

 

Ich habe einen eigenen Podcast „Verbindungszeit“. Alle 14 Tage gibt es entweder Impulse zum bewussten Eltern-Sein von mir, oder ich habe einen Interviewgast zu spannenden Themen. Den Podcast gibt es auf Youtube, Spotify, Itunes und allen anderen Podcastplattformen

Neben meinen Online-Kursen biete ich Einzelimpulsberatungen und Coachings an. In naher Zukunft gibt es ein individuelles Begleitprogramm über mehrere Wochen, für Mama´s die ihre eigene Verbundenheit stärken wollen & ihr Eltern-Sein klar gestalten wollen & ihr Kind noch besser verstehen lernen wollen.

 

Du bist selbst Mutter. Wo findest Du Deine persönliche Auszeit?

Ich nehme mir mittlerweile jeden Morgen Zeit für Meditation, Journaling, und/oder Yoga. Außerdem sammle ich Kraft in der Natur. Vor allem der Wald ist ein richtiger kleiner Kurzurlaub für mich.

Was machst Du gern wenn du 1 Stunde Zeit für dich hast?

Meine Arbeit ;-); Zeit mit meiner Familie verbringen, Gärtnern, lesen, Zeit mit mir nahen Menschen teilen, kochen & backen und ich putze tatsächlich auch gerne und nutze die Zeit dann für Podcasts zum Beispiel.

Wo seid ihr als Familie oft anzutreffen?

Beim Filmabend auf der Couch, im Garten, auf dem Skateplatz oder bei Ausflügen in der Natur. Dadurch, dass unsere Jungs schon größer sind ist es nicht immer einfach alle Bedürfnisse bei Ausflügen unter einen Hut zu bringen und immer öfter trifft man meinen Mann und mich auch alleine beim spazieren gehen :-)

Was ist für Dich das Schönste am Mama-Sein?

Die Erfahrung machen zu dürfen, von meinen Kindern einfach geliebt zu werden – ganz ohne Bedingung. Einfach weil es mich gibt.

 

Was ist für Dich das Schwierigste Zeit am Mama-Sein?

Der Spiegel den mir meine Kinder immer wieder vorhalten und mich damit mit meinen wunden Punkten konfrontieren. Das ist manchmal ganz schön schmerzhaft. Und auch die dogmatischen Vorstellungen (persönlich & gesellschaftlich) von Mutterschaft war sehr schwierig für mich. Davon befreie ich mich immer noch.

Was wünscht Du Dir für Mütter in der Zukunft?

Oh, da gibt es viel was ich mir wünsche... ich denke grundsätzlich wünsche ich mir, das wir unser Eltern-sein immer mehr so leben & gestalten, dass es uns entspricht und nicht die Erwartung von irgendjemand erfüllen muss. Ich wünsche mir, dass wir immer klarer unsere Werte, Gefühle & Bedürfnisse in den Vordergrund stellen können und somit ein neues, uns wohltuendes Bild vom Mama-sein & Familienleben – mit unserem Partner/unserer Partnerin - gestalten können.

Ich glaube das würde viel verändern. Für uns selbst. Unsere Kinder. Unsere Partnerschaft. Und auch in unserer Gesellschaft.