Minimalismus - nur ein neuer Trend oder das einfache Bedürfnis nach Ruhe, Ordnung und Struktur?

Minimalismus scheint für viele Mütter DAS Thema der Stunde zu sein.
Die Statistiken auf meinem Blog sprechen hier Bände!
Und dennoch glaube ich, dass hier ein grundsätzliches Missverständnis besteht.
Ein Missverständnis, dass durch mediale Bildgewalt erzielt wird.
Natürlich wird jede Mütter, die mal wieder barfuß über Lego-Steine gelaufen ist, sehnsüchtig an die Zeiten mit weniger Spielzeug denken.

Und wenn der Hausputz plötzlich 4 Stunden dauert, weil wir 2 Stunden damit verbringen erst einmal die Flächen freizuräumen, bevor wir sie putzen können, liegt natürlich der Gedanke nahe, dass das Heil im WENIGER IST MEHR zu finden ist.


Die digitalen Daten und Streaming Dienste vermehren sich unbemerkt, während wir fleißig aussortieren.


Und all diese nicht-sichtbaren Dinge wollen ja auch irgendwann sortiert und benutzt werden. Weiterhin ist es ein absoluter Irrglaube zu denken, dass wir in einem 3-Personen-Haushalt (+) ähnlich minimalistische Interieurs schaffen können, wie uns die Medien weismachen wollen. Gerade Kinder im Wachstum haben heutzutage eine erstaunliche Garderobe für alle Gelegenheiten.

Nur mal als Beispiel:

Selbst wenn jedes Familienmitglied nur 2 Paar Schuhe pro Saison hat, sind das insgesamt dann doch 12 Paar Schuhe. Und die lassen sich eben nicht mehr stylisch im Hauseingang drapieren.
Diese Rechnung lässt sich beliebig auf alle Gegenstände im Haus übertragen.

Der nächste Punkt ist, dass Minimalismus oft in einem Atemzug mit Nachhaltigkeit genannt wird. Und im Grunde ist das auch richtig, denn je weniger wir grundsätzlich konsumieren, desto nachhaltiger leben wir insgesamt.
Rücken wir aber das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund, bedeutet das, dass wir viele Dinge sammeln und aufbewahren, weil wir sie gut und sinnvoll wiederverwenden können.
Diese Dinge müssen aber auch irgendwo im Familien-Chaos -ansprechend und übersichtlich – gelagert werden.

 
 
 
 

Und um Dinge im minimalistischen Sinne der Nachhaltigkeit wiederzuverwerten oder zu reparieren brauchen wir zwingend auch Werkzeug und Marialien, um dies ausführen zu können.

Und auch diese Werkezeuge und Materialien…..Du siehst wohin das führt?!

 

Und noch ein kleiner Abstecher in den Bereich der Kreativität und dann komme ich zum Fazit.
Kinder und Erwachsene, die sich mit verschiedenen Materialien ausprobieren wollen, brauchen auch dafür eine entsprechende Aufbewahrung. Ganz ehrlich: die Kreativ-Werkstatt von meiner Tochter und mir ist in zwei großen Kommoden untergebracht. Und darüber hinaus haben wir eine, mehr als minimalistisch, ausgestattete Werkstatt im Keller. Vielleicht sollte ich der Vollständigkeit halber noch die Gerätschaften für den Garten erwähnen und die Dinge, die ich benötige um das Haus sauber zu halten….Das ist definitiv NICHT minimalistisch im Wortsinn.
Deshalb unsere kreativen Tätigkeiten auf digitale Geräte zu verlagern kommt aber überhaupt nicht in Frage.
Und würde im Bereich Garten und Haushalt auch gar nicht funktionieren.


welches Bedürfnis Steckt hinter dem drängenden Interesse an Minimalismus?

 

Also stellt sich doch die Frage, welches Bedürfnis hinter dem drängenden Interesse an Minimalismus wirklich steckt.

Meiner Meinung nach ist es die Sehnsucht nach Einfachheit und Überschaubarkeit.
Nach Ruhe, Ordnung und Struktur.

In einem Alltag mit Kindern, der genau all das nicht mehr mit sich bringt.
Denn spätestens mit Kindern ist der free-and-easy-lifestyle der jungen Erwachsenenjahre vorbei. Es heißt ja auch nicht umsonst „einen Hausstand gründen“.

Es geht nicht darum, das Thema Minimalismus völlig auszuschließen.
Mir geht es viel mehr drum, klar zu erkennen, worum es in diesem Fall wirklich geht.

Denn der medial zum Non-Plus-Ultra-Lebensstil erhobene Minimalismus setzt viele Mütter wieder einmal unter unglaublichen Druck und Erfolgszwang. Denn egal wie sehr Du Dich anstrengst mit dem Ausmisten, loslassen, Konsumverzicht; an das Gefühl, dass diese Bilder bei Dir auslösen kommst Du einfach nicht heran. Und an die Optik schon gar nicht. Oder nur für eine sehr kurze Zeitspanne in der der Rest der Familie nicht zu Hause ist.

Natürlich brauchen wir von allem viel, viel weniger als wir denken.
Dass aber der Minimalismus selbst zu einer unglaublich starken Konsum-Macht geworden ist, übersehen wir dabei oft. Wie viel einfacher wäre es doch, mit dem zu beginnen was wir haben und das wertzuschätzen und eben auch zu nutzen; aufzubrauchen. Anstatt ständig alles auszusortieren und dann dem nächsten minimalistischen Trend folgend wieder in einen Kaufrausch zu verfallen. Mit minimalistischer Deko, minimalistischem Geschirr und einer sündhaft teuren minimalistischen und nachhaltigen Garderobe?

Es gibt diesen Hashtag auf Instagram:

#fürmehrrealitätaufinstagram

Meiner Meinung nach dürften wir alle auch wieder mehr Realität in unser eigenes Leben lassen und auch endlich damit aufhören Mütter danach zu beurteilen, wie trendy sie ihr Haus eingerichtet haben. Das würde bereits viel Druck nehmen.

Zum Abschluss vielleicht noch die Definition von Minimalismus aus dem Duden: 

 
 

Minimalismus

bewusste Beschränkung auf ein Minimum, auf das Nötigste.

Und nun steht es Dir völlig frei zu entscheiden, ob das ein gangbarer Weg für Dich und Deine Familie ist.
Oder ob es nicht vielleicht doch viel mehr um Deine Sehnsucht nach Ordnung, Struktur und Überschaubarkeit, nach Freien Räumen ist, die Dich antreibt „minimalistisch“ leben zu wollen.

 

Denn wenn wir ehrlich sind, hat die Beschränkung auf ein Minimum, auf das Nötigste rein gar nichts mit schicken und überteuerten Designer-Stücken zu tun. Hast Du denn den Mut, mit dem was Du hast und mitbringst minimalistisch zu leben?

 

Wege, die in die Zukunft führen, liegen nie als Wege vor uns.
Sie werden zu Wegen erst dadurch, dass man sie geht.

-       FRANZ KAFKA



MEIN TIPP ZUM EINSTIEG IN DIE MAMAMAGIE_STRATEGIE oder in Deinen ECHTEN Minimlismus

Nimm Dir eine ganze Woche frei.

Nein, nicht von der Familie oder von Deinem Alltag.

Nimm Dir frei von medialer Dauerbeschallung.

Lösche alle Apps und Messanger-Dienste.

Lege Zeitschriften und Magazine beiseite.

Verzichte auf Nachrichten und Radio.

Versuche eine ganze Woche lang weder auf Pinterest noch auf Google zu „recherchieren“. Mach doch einfach mal Urlaub von all dem Gelärme und Getöse, welches im Grunde mit Dir und Deinem Leben gar nichts zu tun hat. Wenn eine Woche zu lang ist, probiere es wenigstens ein Wochenende.

Erlaubt sind gute Filme, Romane und Dein Notizbuch.

Erlaubt ist die Natur und spielen mit Deinen Kindern.

Erlaubt ist hingebungsvoll zu backen und zu kochen und zu genießen.

Erlaubt ist jede Form von Kreativität. Erlaubt ist, die Stille auszuhalten.

Erlaubt sind Coffee-Table-Books und Reiseführer und Gedichtbände.

Erlaubt sind Telefonate und Gespräche mit echten Menschen, die Du wirklich kennst.

In dieser Stille wirst Du wesentliche Erkenntnisse darüber erlangen, was Dich im Alltag wirklich stresst und warum Du für die wirklich wichtigen Dinge keine Zeit mehr hast. Darauf kannst Du dann mit Leichtigkeit Deinen eigenen, werte-orientierten Masterplan für einen erfüllten Alltag aufsetzen.

 


Dieser Blogbeitrag ist von unserer Mama Time Out Expertin und Life Coach Simone Beez.